Einleitung

Bindung

Bindung gehört zum Menschen

Bindungs-Explorations-Balance

Erste Bindung an die Mutter

Schwangerschaft und Geburt

Phasen der Bindungsentwicklung

Bindungsqualitäten

Entstehung der sicheren Bindung

Bindung und Sprache

Vorteile der "sicheren Bindung"

Sichere Bindung erhält das Leben

Angst zu Verwöhnen

Bindung und Autonomie

Bedeutung der Vater-Kind-Bindung

Frühe Fremdbetreuung

Übergänge in Betreuungseinrichtungen

Bindung, Bildung und Kultur

Literatur: Bindung

Literatur: Frühe Fremdbetreuung

Literatur: Kinder verstehen und liebevoll großziehen

 

 

 

Bindung, Bildung und Kultur

Wie steht es um die Universalität der Bindungstheorie? Heidi Kellers kulturvergleichende Studien geben zu dieser Frage spannende Einblicke (vgl. Keller, 2011). Bindung, Bildung und Kultur hängen eng miteinander zusammen. Keine der drei kann isoliert verstanden und keine der drei isoliert verändert werden, ohne dass Auswirkungen auf die beiden anderen zu erwarten wären. Die Bindungstheorie ist im abendländischen Denken des euroamerikanischen Kulturkreises verwurzelt und vermag für das Leben in der westlichen Welt die psychosoziale Entwicklung zu beschreiben, zu verstehen und Empfehlungen abzuleiten. Für ein gesundes und gelingendes Leben in eben diesem Kontext hochentwickelter Industrienationen erscheint die sichere Bindung viele Vorteile zu haben. Die Beachtung und Pflege sicherer Bindungen zwischen den Kindern, ihren primären Bindungspersonen Eltern und ihren sekundären Bindungspersonen Pädagoginnen und Pädagogen ermöglichen aus einer integrierten Sichtweise von Bindung und Bildung aller Erwartung nach Bildungsprozesse auf hohem Niveau und ein positives soziales Klima. In der Praxis scheitert die Entwicklung einer sicheren Bindungsbeziehung häufig daran, dass die Gesellschaft allgemein und das Schulsystem im Speziellen eher als bindungsvermeidend organisiert und angelegt ist (vgl. Brisch, 2009). Im Grundschulalter wird z.B. im deutschsprachigen Raum durch die Beständigkeit der Klassenlehrerin dem Bindungsbedürfnis der Kinder noch am ehesten entsprochen. Die Schülerzahlen erscheinen jedoch etwas hoch, um die Möglichkeiten guter Beziehungen für die Bildungsprozesse wirklich auszuschöpfen. Kinder mit Migrationshintergrund haben mit sprachlichen und kulturellen Barrieren zu kämpfen, wenn sie in eine Krippe, in den Kindergarten und die Schule eintreten, welche eben für diese Aufgabe selten ausreichend vorbereitet und ausgestattet sind. Die Arbeit im interkulturellen Feld erfordert besonderes Know-how, Sensibilität und Beziehungsfähigkeit. Auch hier sind es zwischenmenschliche Beziehungen, welche den Integrationsprozess tragen, z.B. eine sichere sekundäre Bindung zwischen der Lehrerin und dem Kind.

Herbst, T. (2012). Bindung und Bildung. Psychologie in Österreich, Volume 32,
Heft 5.
Mit Dank an die Redaktion von Psychologie in Österreich für die Bereitstellung des Dokuments
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Keller, H. (2011). Kinderalltag. Kulturen der Kindheit und ihre Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung. Berlin, Heidelberg: Springer.