Erste Bindung an die Mutter
Jeder Mensch wächst zuerst in der Bauchhöhle seiner Mutter heran. Die leibliche Mutter ist durch die Schwangerschaft und Geburt besonders gut geeignet, die erste Bezugsperson für das Neugeborene zu werden. Ihre Stimme und ihr Geruch sind dem Neugeborenen bereits vertraut. Die Mutter stellt von Natur aus die erste Wahl für die Betreuung dar. Sie kann nicht ohne tiefgreifende seelische Zäsur ersetzt und ausgetauscht werden. Die Mutter-Kind-Bindung ist – nach der Verschmelzung von Mann und Frau - der Kristallisationskern jeder Zivilisation.
Über die Knochenleitung konnte der Embryo die mütterliche Stimme immer am klarsten von allen Geräuschen wahrnehmen. Ihr Herzschlag ist der erste Rhythmus, den es hört. Das Fruchtwasser schmeckt, wie die Mutter riecht und erleichtert es dem Neugeborenen, sie zu erkennen und sich bei ihr geborgen zu fühlen. Wenn die Mutter das Neugeborene trägt, entsprechen ihr Gang und ihre typischen Bewegungen dem Schaukeln in der Gebärmutter. Neugeborene erhöhen ihr Saugtempo, wenn nach einer fremden Stimme wieder die Stimme ihrer Mutter erklingt.
Falls die Mutter aus welchen Gründen auch immer für den Säugling nicht verfügbar ist, kann er sich auch an eine andere Person binden, z.B. den Vater, Großeltern, Adoptiveltern, Erzieherinnen. Dieses Notprogramm dient seinem Überleben. Sie stellen die zweite und dritte Wahl dar und ermöglichen die weitere Entwicklung des Säuglings (siehe auch Kapitel Phasen der Bindungsentwicklung). Entscheidend für den Aufbau der primären Bindung ist die Kontinuität und zeitliche Verfügbarkeit und eine "feinfühlige, mütterliche" Pflege und Betreuung. Die Mutter ist lebensspendend, ernährend, wärmend, beschützend und universell. Auf dieser Webseite bezieht sich alles, was zur Mutter gesagt wird auch auf jene Personen, zu denen der Säugling seine allererste Bindung – die primäre Bindung - aufbaut.
Wenn ich eine Mutter hätte, … Reflexionen über Jewgenij Samjatins Zukunftsroman „Wir" erschienen auf www.fuerkinder.org im März 2014
Mit Dank an die Redaktion von www.fuerkinder.org für die Bereitstellung des Dokuments.