Einleitung

Bindung

Bindung gehört zum Menschen

Bindungs-Explorations-Balance

Erste Bindung an die Mutter

Schwangerschaft und Geburt

Phasen der Bindungsentwicklung

Bindungsqualitäten

Entstehung der sicheren Bindung

Bindung und Sprache

Vorteile der "sicheren Bindung"

Sichere Bindung erhält das Leben

Angst zu Verwöhnen

Bindung und Autonomie

Bedeutung der Vater-Kind-Bindung

Frühe Fremdbetreuung

Übergänge in Betreuungseinrichtungen

Bindung, Bildung und Kultur

Literatur: Bindung

Literatur: Frühe Fremdbetreuung

Literatur: Kinder verstehen und liebevoll großziehen

 

 

 

Bindungs-Explorations-Balance

Exploration bedeutet "Erkundung, Entdeckung, Erforschung" und meint bei der Entwicklung des Kinder das freie, neugierige Entdecken der Welt bzw. zunächst einmal der näheren Umgebung mit allem was dazu gehört: interessante Gegenstände, Tiere, Pflanzen und Menschen usw. Dieser Forscherdrang ist uns angeboren. Säuglinge sind von Geburt an extrem neugierige, sensible und intelligente Wesen, auch wenn sich vieles im Verborgenen abspielt.

Die Bindungs-Explorations-Balance besagt, dass das Verhalten eines Säuglings und Kleinkindes durch zwei Grundbedürfnisse gesteuert werden, die in einem engen Zusammenhang stehen. Einerseits brauchen Kinder Schutz und Sicherheit, andererseits sind sie neugierig und wollen die Welt entdecken. Das sicher gebundene Kind kann sich sorglos der Entdeckung der Umgebung hingeben und (fast) überall sein Näschen und Händchen hineinstecken. Durch einen regelmäßigen Blickkontakt zur Mutter schätzt es die Situation ein. Mit zunehmendem Alter traut es sich von sich aus weiter von der Mutter weg. Forscher haben das ausgemessen: im zweiten Lebensjahr 7 m, im dritten Jahr 15 Meter und im vierten Jahr 21 Meter. Wirkt etwas gefährlich und die Mutter signalisiert durch ihren Gesichtsausdruck und ihre Bemerkung, dass nichts passieren kann, traut es sich mit seiner Entdeckerreise fortzusetzen. Zeigt die Mutter jedoch ebenfalls ein besorgtes Gesicht und warnt, hält das Kind inne bzw. wendet sich von diesem Gegenstand ab. Bei Angst oder Bedrohung versucht das sicher gebundene Kind, nahe bei der Mutter zu sein. Es ruft bzw. weint, um die Nähe zur Mutter wieder herzustellen. Falls es schon mobil ist, krabbelt und läuft es zu ihr. Das sicher gebundene Kind kann sich darauf verlassen, dass es beschützt ist und gleichzeitig nicht in seiner Neugier eingeschränkt wird.

Bei unsicher gebundenen Kindern, die innerlich unter Stress stehen, lässt sich häufig ein oberflächliches und unkonzentriertes Spielen beobachten. Das Stresshormon Cortisol bremst das Nervenwachstum (Lernfähigkeit), das körperliche Wachstum und die Krankheitsabwehr. Cortisol gilt als Zellgift, welches als körpereigenes „Doping“ nur zur Bewältigung von lebensbedrohlichen Notsituationen ausgeschüttet wird. Unsicher gebundene Kinder vertrauen weniger. Sie reagieren nicht richtig auf die Warnungen oder Ermutigungen der Mutter und können Gefahrensituationen weniger gut einschätzen. Als erwachsene Menschen reagieren sie nicht auf ihre innere Stimme, oder der Zugang zu ihr ist blockiert. Manche unsicher gebundenen Kinder reagieren auf Neues mit besonders starker Angst und Ablehnung. Sie versuchen und üben weniger. Das schränkt sie in ihrer Neugier ein und behindert ihre Entwicklung.