Bindung gehört zum Menschen
Bindungen aufzubauen und zu erhalten ist charakteristisch für Menschen. Das Kind wäre ohne menschliche Zuwendung, Ernährung, Pflege und Betreuung durch erfahrene Erwachsene nicht überlebensfähig. Der Mensch ist zu Beginn seines Lebens und für die Dauer seiner Entwicklung völlig abhängig und schutzbedürftig. Verhaltensbiologen bezeichnen Menschenkinder als „Traglinge“ oder „Elternhocker“ und sprechen von einem „Bindungstrieb“. Auch als Erwachsene leben Menschen in unterschiedlichen Gemeinschaften zusammen und beschützen sich. Bindung entsteht bei jedem Kind, wenn überhaupt eine Bezugsperson zur Verfügung steht. In den ersten sechs Lebensmonaten bindet sich der Säugling an die allererste Bezugsperson, d.h. die Person, welche die Pflege und Betreuung übernimmt. Meistens handelt es sich dabei um die Mutter.
Bindung zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Zur Bindung hinzu kommen: körperliche Grundbedürfnisse, Erkundungsfreude, Anregung der Sinne, Abwehr von unangenehmen und schmerzhaften Reizen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit („Ich kann etwas bewirken. Ich bin handlungsfähig, nicht ohnmächtig. Ich bin wirklich.“). Diese Grundbedürfnisse stellen die „Hauptlebensantriebe“ dar, auch im Erwachsenenalter. Sie beeinflussen sich wechselseitig und sollen mit den Menschen erfahren werden, die man liebt und denen man vertraut. Die wichtigsten Lernfunktionen spielen sich im freudvollen Miteinander zwischen dem Säugling und der Bezugsperson ab. Die frühe Bildung findet idealerweise in der Familie mit der Mutter, dem Vater, den Großeltern und anderen geliebten Personen statt. Der Ausgangspunkt jeder Individuation liegt in der Mutter-Kind-Bindung.